Jetzt erscheinen Sie schon des Nächtens in meinen Träumen!
Sie warn ein Prinz. Ein Karnevalsprinz. Allerdings nicht von irgendsoeinem schnöden rheinländischen Karneval, nein, es musste gleich einer venezianischen Ausmaßes sein.
Vier edelst gewandete weibliche Riesengestalten trugen Sie auf ihren Schultern durch die Lüfte, auf dass das Volk Sie bejubeln möge, was es auch tat.
Sie waren von Kopf bis Fuß blau angestrichen. Gehört sich das?
Leider hat im entscheidenden Augenblick die Digitalkamera versagt (die ich natürlich auch im Traum immer mithabe), sonst hätt ich Ihnen jetzt ein Foto hier herein stellen können.
PS: Falls Sie zufällig hier vorbeikommen sollten, Herr Kid: Kleine Deutung gefällig?
Schon Wochen vorher kündigen große Plakate das Ereignis an: Stadtfest. Es ist das 14.; seit 28 Jahren feiert sich die „Metropole der Region“ (Eigenwerbung) alle zwei Jahre einmal selbst..
Die Stadt ist sehr klein, drei Buchstaben auf dem Autokennzeichen, keine Straßenbahn, dafür jedoch mehrere überregionale Buslinien, die zur Hauptverkehrszeit sogar im 30-Minuten-Takt verkehren, ansonsten eher stündlich. Ab 20:30 überhaupt nicht mehr, wozu auch? Geht doch eh keiner aus, gibt ja auch nichts. Und in die Kneipe, also wirklich, die paar Meter, echt... Die Disco ist allerdings „echt!“ immer ein Problem, die ist nur mit dem Auto zu erreichen, da muss man sich dann kümmern, wer fährt bei wem mit, wer bleibt nüchtern (es will ja keiner als Schlagzeile bei RTL 2 enden).
Die Region ist wirtschaftlich schwach, sie bildet in der Statistik des Bundeslandes regelmäßig das Schlusslicht und hängt finanziell am Tropf des Landes. Besonders jetzt, da vor drei oder vier Jahren oder so auch noch die letzte nennenswerte Industrie aufgekauft und dichtgemacht wurde.
Ja, klar, es muss hier was passieren, der Standort, bessere Infrastruktur, neue Arbeitsplätze, wahlkampfversprechen Politiker aller Couleur gerne, wenn sie wieder mal auf Wahlkampfversprechtournee auch in diesem verschlafenen Flecken sind – ungern, man muss es wirklich so sagen –, und manch einer dieser Wahlkampfversprechreisenden fragt sich insgeheim, ob es nicht günstiger wäre, die Stadt einfach abzureißen und eine Autobahn drüberzubauen. Darüber nachdenken darf ja man wohl noch, im Hotelzimmer...
Wenige Tage vor dem „Fest der Guten Laune!“ herrscht rege Geschäftigkeit in der Innenstadt. Die zuständige Behörde hat die Hauptstraße (die hier wirklich so heißt) mit allen Nebenstraßen für den Fahrzeugverkehr gesperrt (Lieferanten und Anwohner ausgenommen), ganz unbürokratisch, so einfach geht das! Bühnen werden aufgebaut, ebenso wie die zahlreichen unvermeidlichen Bier- und Wurstbuden und die Stände für den in Großserie handgebastelten Esoterikramsch: Duftlampen, Kerzen, Ohrgehänge, die am ersten sogenannten Ausgehabend sofort irgendwo hängen bleiben und kaputtgehen. Sogar einige Fahrgeschäfte gibt es, vornehmlich Karussells für die Kleinen. Und einen Autoscooter – für die Kleingebliebenen, also die Großen. Denn – und gerade die! – wollen ja auch mal.
Die Plakate, die flächendeckend über das ganze Städtchen verklebt wurden, werben mit weltberühmten Stars und vielen Attraktionen. Kulturprogramm auf Weltniveau. Sogar an der Autobahn wurde plakatiert, in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch der eine oder andere Tourist in diese Stadt verirrt. Verirrt sich aber keiner. Noch nicht mal versehentlich. Leider, denn die Stadt ist ein städtebauliches und touristisches Kleinod. Schreibt jedenfalls der Reiseführer, da steht es drin, und dann muss es ja auch stimmen.
Der Freitagabend gehört der Jugend. Technofest im Bürgerhaus, um 18:00 Uhr geht’s los, damit auch die Jüngsten mitfeiern können. Das alles freilich unter den wachsamen Augen der braven Polizei, damit auch keiner der „Technojünger“ (Lokalblatt) womöglich mit Rauschgift in Berührung kommt. Die DJs heißen Micha und Olli oder so und sind außerhalb des Landkreises so gut wie unbekannt. Sie haben eine mobile Disko und „die aktuellsten Topknüller und heißesten Scheiben“. Die sie aber heute wohl nicht spielen, denn ihr „Set“ bewegt sich stilistisch „somewhere over the rainbow“: Marusha, Westbam, und der alte Technonazi Scooter darf da natürlich auch nicht fehlen. Keine Platte jünger als 7 Jahre. Sogar DJ Bobo wird hier anstandslos als „geile Technomucke“ durchgewunken. Einige Scheinwerfer und Lichteffekte simulieren Berlin oder Frankfurt, jedenfalls Weltstadt. Sogar ein Laser wurde extra angemietet und um neun gibt es eine Lasershow, dann aber bitte alle die Tanzfläche verlassen, aus Sicherheitsgründen, wegen des Laserstrahls.
Um 22:00 unterbricht Olli oder Micha oder so die Musik. Alle unter 16 müssen jetzt leider nach Hause gehen, aber ist ja auch schon spät und wir machen hier noch ein bisschen, aber auch nicht mehr sooo lange („keine Angst, ihr verpasst schon nichts!“). Und tatsächlich endet diese rauschende Party gegen 0:30. Und es hat wirklich keiner was verpasst...
Am Samstagvormittag die offizielle Eröffnung des Stadtfestes durch den Oberbürgermeister. Er ist recht dick und bester Laune. Artig bedankt er sich bei den zahlreichen Sponsoren: Der örtlichen Brauerei, dem Lokalblatt, einem Autohändler („dem Größten am Platze“) und der Regionalverkehrsgesellschaft. Die Stadt hat kein Geld – strukturschwache Gegend! – und ohne die Unterstützung der Sponsoren wäre dieses Fest wohl noch bescheidener ausgefallen. Er wünscht allen viel Freude und tolle Stimmung auf diesem „Fest der Guten Laune!“ Dann schmettert die Blaskapelle des Schützenvereins „Oh when the Saints“, und der Oberbürgermeister darf sogar den Taktstock schwingen. Die Kapelle lässt sich davon nicht aus dem Takt bringen, sie ist es vom alljährlichen Schützenfest gewohnt, da dürfen sogar sichtlich Angetrunkene mal dirigieren, wenn sie dafür ordentlich Geld in die Vereinskasse spenden (gegen Quittung, da steuerlich absetzbar).
Die Buden sind bunt geschmückt, manche sogar grell beleuchtet. Besonders tut sich dabei der „Sympathie-Grill“ hervor, dessen Stand nicht nur überall mit kleinen Transparente mit der Aufschrift „Stimmung!“ geschmückt ist, sondern auch „Gute-Laune“-Bier anbietet. Von dem bereits am frühen Nachmittag einige Besucher dermaßen leicht beschwipst sind, dass sie ihrer guten Laune nur mehr lautstark und undeutlich Ausdruck geben können.
Die erste Umbaupause auf der Hauptbühne wird moderiert von einem Autoverkäufer, der sich in ein lustiges Clownskostüm geworfen hat. Seine Show heißt „Kinderquatsch mit Bommi“: Eltern verfrachten ihre Kinder auf die Bühne, auf dass sie ein Gedicht aufsagen, einen Schlager trällern, aber leider hauptsächlich „Mammi“ oder „Papi“ krähen, sonst aber skeptisch das Mikrofon oder den Clown anglotzen. Im Publikum die fotografierenden (Papa) und winkenden (Mammi) Eltern, sichtlich stolz auf ihren Nachwuchs.
Gegen 15:30 der erste Showact: Eine Rockband mit dem hitparadenverdächtigen Namen „Stones ‚n’ Roses“, die – laut Lokalpresse – mit ihren „gekonnt vorgetragenen Versionen der Hits der Rolling Stones und Guns n Roses und einer professionellen Rockshow besticht“. Die fünf Mitglieder: Gerhard „Mick Rose“-Gesang, Werner „Keith Rose“-Rhythmusgitarre, am Bass Hubert „Axl Stone“, hinter dem Schlagzeug Jens-Uwe „Charly Rose“, und die Leadgitarre spielt Arno, der sich jetzt aber nicht etwa „Slash“ nennt, das war ihm wohl zu blöd, sondern „Bär“. So sehen sie übrigens alle aus, und Bär ist auch der Manager der Band, die nun seit inzwischen einem Vierteljahrhundert „jedes Fest (auch Hochzeiten) zum Kochen bringt“.
„Mick“ betritt die Bühne, als wähne er sich in einem Stadion. Sein bratwurstvertilgendes Millionenpublikum begrüßt er mit einem „Are you ready to rock?!“, worauf ein verhaltenes „Jäää“ ertönt. Ihr erstes Lied – nicht etwa gleich „Satisfaction“ oder so, nein – ist selbstgeschrieben und heißt „Born To Rock“. Und so klingt das auch. Born To Rock. Der Traum von einem kleinen Stück vom großen Kuchen.
Vor der Bühne einige ekstatisch tanzende Damen, nicht mehr ganz die jüngsten (aber junggeblieben), es sind die Frauen, die Bandfrauen. Sie sind bei jedem „Gig“ dabei und trinken die ganze Zeit Apfelschorle oder Wasser, denn sie müssen später „die Jungs“ wieder nach Hause fahren, wenn die während und nach der Show ein paar Bierchen zischen. Später werden sie erzählen, dass sie „mal wieder gequalmt haben wie die Fabrikschlote“ (5 Lord Extra).
Die Band besticht wirklich durch ihren zweieinhalbstündigen Vortrag (mit Pause), und bei „Knocking on Heavens Door“ bleibt kein Auge trocken und die Bic-Einweg-Feuerzeuge und Zippos werden hochgehalten.
An den Nebenschauplätzen – den Nebenbühnen – zeigen „Petticoat“ (Hits der fünfziger und sechziger Jahre) und „No Respect“ (Das beste der goldenen Siebziger) ihr Können. Dazu tanzen bierbäuchige Herren mit ebenfalls nicht gerade gertenschlanken, dafür abwegig geschminkten Damen, denen man gerne glaubt , dass sie die große Zeit des Rock n Roll noch bewusst miterlebt haben. Ist ja auch lustig, haha, das Ganze hier.
Um 18:30 kehrt so etwas wie Ruhe ein. Die Ruhe vor dem Sturm? Viele gehen kurz nach Hause, die Kinder müssen ja auch ins Bett, Abendessen, Omi passt auf die „Kids“ auf (ein Anglizismus, der sich sogar hier(!) durchgesetzt hat), denn nachher ist ja noch die große „Schou“.
Auf die man sehr gespannt sein darf!
Hinter der großen Showbühne, verbauzaunt in der „Backstage“ (Imbisswagen, Dixie-Klos, Biertische und –bänke, einige Wohnmobile), finden sich schon seit dem späteren Nachmittag die richtigen Künstler ein. An der Latrine vor dem großen Tor ein paar lederbewestete Ausweismonster. Ach ja, Backstage, da darf nicht jeder rein. Noch nicht mal die Lokalprominenz. Aber die mischt sich ja auch lieber unters Volk. Nur nichts verpassen!
Die „Show“ wird moderiert vom Uwe Hübner, dem Moderator, dessen Hitparade nun irgendwo bei den nicht ganz so wichtigen „Privaten“ ausgestrahlt wird. In seinem Gepäck mitgebracht hat er allerlei Schlagerfossilien, die überhaupt nur noch auf Stadtfesten, Möbelhauseröffnungen, Kaffeefahrten oder aber – als völliger Abstieg – bei Ingo Dubinsky's "Wunschbox" auftreten dürfen: Mary Roos, Tina York, Gabi Baginski, Achim Menzel, Veronika Fischer und – oh! – Die Puhdys!
Zwischen den einzelnen „weltberühmten“ Stars – alle, alle sind sie hier „weltberühmt“, so weltberühmt, dass sogar diese Stadt einmal kurz so sein darf wie die „Weltstadt Berlin“ (Uwe Hübner) – macht Uwe Hübner Witze, ermuntert zu „noch einem kleinen Bierchen, na?“ oder einer Bratwurst oder – nein, Kebap gibt es hier leider nicht, schade...
Immerhin, die Show ist professionell, sogar das Regionalfernsehen dreht einen kurzen Bericht. Gegen 22:50 kommen die Zugaben, die vom Publikum wohl lautstark verlangt würden, wäre diese Veranstaltung nicht kostenlos. Zugaben also, bis zum Geht-Nicht-Mehr, aber um 23:30 ist dann aber auch endgültig Schluss, die Stars müssen ins Hotel, der Moderator auch, und es haben sich einige Anwohner über den Krach beschwert. Hinter der Bühne werden noch ein paar Autogramme und Mützen verteilt; glücklich und zufrieden gehen alle nach Hause.
Der Sonntag steht dann nicht mehr so ganz im Focus des allgemeinen Interesses. Während die Hauptbühne bereits schon halb demontiert ist, Heimkehrer auch die letzten Betrunkenen heim gekehrt haben, geben die Laienspielgruppe der Volkshochschule sowie die Akkordeonklasse der ortsansässigen Musikschule ihr Bestes. Dazwischen eine „Talkshow“ mit lokalen Politikern, durch das Programm führt ein Moderator des Offenen Kanals. Fragen darf man stellen, Fragen, die auf den Fingern brennen: Warum hier keine Wirtschaftsförderung und so. Die wichtigste Frage an die Lokalpolitiker stellt freilich keiner: Wir haben 8 Millionen Arbeitslose – was grinsen Sie eigentlich so blöd?
Ebay hat eine lange Tradition, die bis in das Jahr 1827 zurückreicht. Am 29. Februar 1827 eröffnet Gunnar Ebajson im schwedischen Tumsbakken sein erstes Geschäft, eine Mischung aus Gebrauchtwarenhandel und einer Art Tauschbörse für Bedürftige. Mit dieser Geschäftsidee hat Ebajson binnen kurzer Zeit einen so großen Erfolg, dass er bereits 2 Jahre später im 12 km südlich gelegenen Sjörsmöllebakka eine Filiale eröffnet. In dieser Zeit bürgert sich auch die Bezeichnung “Ebaj’s” als Firmenname ein.
1889 verläßt sein Enkel Björn Ebajson Schweden, um in England zu studieren. Nach seinem Studium heiratet er die Engländerin Meredith Farnsworth. 1899 kommt ihr Sohn Mortimer zur Welt. Mortimer Ebajson erlernt mit 18 Jahren im angesehenen Auktionshaus Sotheby’s den Beruf des Auktionators, den er bis 1928 dort auch ausübt. Im September 1928 verläßt Mortimer Ebajson England, um sich in den USA eine Existenz aufzubauen. Nach einigen nur mittelmäßig erfolgreichen Jahren lässt er sich schließlich in Florida nieder. Wahrscheinlich um seine schwedische Herkunft zu verstecken, ändert er seinen Namen 1935 in Ebay. Diesen Namen trägt auch sein Geschäft, welches er allerdings 1953 aufgrund Konkurs schließen muss.
1993 suchen die Geschwister Brian und Monica Ebay nach einer für das Internet geeigneten Geschäftsidee. Am 8.11.1993 um 11:36 geht das erste Internetauktionshaus unter dem Namen ‘www.ebay.com” online.
Den weltweit großen Erfolg seines Onlineauktionshauses erlebt Brain Ebay nicht mehr. Er kommt 1994 auf tragische Weise ums Leben, als er nachts im Halbschlaf sein Asthmaspray mit seinem Revolver verwechselt.
Von axel_bildgrab in Geschichten um 20:09h|
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Hier mal wieder eine kleine Kurzgeschichte aus dem "Morgen Danach" von meiner liebsten Kölner Freundin Lily. Viel Spaß! Und mir ist und bleibt's heut fad...
Masken auf Hochglanzpapier
Fünf Werktage lang wie durch den Fleischwolf gedreht, es ist Freitag, ich bin am Ende und gründlich zu Hackfleisch verarbeitet. Endlich Feierabend, Wochenende, genug gearbeitet!
Aus rot geäderten Augen blicke ich verquollen in den Spiegel. Das Haar hängt stumpf und spröde an meinem stress geplagten Kopf. Muss mich irgendwie aufpolieren, wenigstens von außen glänzen.
Als Sofort-Maßnahme beschließe ich, zum Frisör zu gehen. Mit Kaffee und Frauen-Zeitschriften bittet man mich um einen kleinen Moment Geduld. Der Begriff „kleiner Moment“ erweist sich als Floskel und dehnt sich zeitlich in die Länge. Ich vertreibe mir das Warten mit den aktuellen Mode-Trends und lerne viel über trickreiches Styling, pfiffige Schnitt-Techniken und leuchtende Farbreflexe. Erstaunlich, was man alles machen kann! Ich lasse mir eine Volumen-Welle ins Haar zaubern. Der Zauber stinkt nach faulen Eiern, die Lockenwickler ziehen wie fiese, kleine Foltergeräte an meiner Kopfhaut. Schmerzvoll erfahre ich am eigenen Leib, wie groß das Leidenspotenzial von Frauen ist. Nebenan erzählt ein Mann von seinem Motorrad und im rasanten Tempo seines Themas wird er mit einem elektrischen Haarschneidegerät getrimmt. Im Handumdrehen ist er fertig, verabschiedet sich schadenfroh grinsend von mir und wünscht noch gutes Gelingen. Ich muss noch bleiben, weiter für die Schönheit leiden. Das ätzende Zaubermittel muss noch einwirken. Was zum Henker mache ich eigentlich hier? Ich hatte doch schon Kopfschmerzen! Ein Saunabesuch oder ein Spaziergang an der frischen Luft, das hätte mir jetzt gut getan. Stattdessen lasse ich mich auf dieses Unterfangen ein, dessen Ergebnis zweifelhaft ist, zweifellos aber teuer wird. Plötzlich springt mich aus dem Mode-Magazin eine ganzseitige Werbung für ein Kosmetikprodukt „gegen Mimik-Falten“ an. Ich bin fassungslos. Es gibt eine Creme gegen Mimik-Falten? Etwas, womit man sich die Spuren leidvoller Erfahrungen aus dem Gesicht radieren kann? Charakterzüge, Lachfalten, Zorneslinien einfach wegwischen? Wer lässt sich den Bären aufbinden, dass so etwas funktioniert? Maskenhaft und ausdruckslos, ist das unser Schönheits-ideal? Wollen Frauen so sein? Wollen Männer, dass Frauen so sind? Im Taumel dieser Fragen fallen mir gewisse TV-Sensations-Reportagen ein. Ich war Augenzeugin, wie Frauen kosmetische Eingriffe zum Partyspaß machen. Wie sie sich im Wartezimmer eines kosmetischen Chirurgen, der sich ihren Schönheitswahn und ihre Minderwertigkeitskomplexe zum Geschäft macht, mit Champagner zuprosten, bevor sie sich von ihm vertrauensvoll Schlangengift in die verhassten Linien zwischen die Augen spritzen lassen. Ich glaube „Botox“ heißt das Wundermittel. Im Interview danach geben sie sich glücklich und befreit, gehen mit vermeintlich gestärktem Selbstbewusstsein zurück in ihren Alltag, der sie sehr bald mit den herkömmlichen Problemen wieder einholt.
Angewidert lege ich die Zeitschrift beiseite. Ich will das nicht! Ich will mir auf der Stelle die stinkenden Lockenwickler eigenhändig vom Kopf reißen. Und davonlaufen, barfuss, nackt und ohne Volumen im Haar. Weglaufen, weit weg. Würdevoll und ungeschminkt allen Masken dieser Welt den Rücken kehren.
Ziemlich unreduziert erwachte Volker. Er fühlte sich... nicht gut! Ihm tat so ziemlich alles weh, was einem nur weh tun konnte, selbst Teile des Körpers, von denen er nie vermutet hätte, daß sie schmerzen könnten, wie zum Beispiel seine Haare. Außerdem war die Situation eingetreten, die in seinem Freundeskreis einhellig als die wohl peinlichste Morgen-Danach-Situation galt. Er lag mit seinem Gesicht auf einer seiner zahlreichen Wichsvorlagen, die Unterhose bis zu den Knien heruntergelassen und sein Penis, der nun zu einer beachtlichen morgendlichen Errektion gewachsen war, steckte in einem unbenutzten Kondom. Er versuchte, sich das Ding abzustreifen, aber es ging nicht. Das Kondom klebte praktisch wie eine zweite Haut fest auf seinem Penis, der wiederum so hart war, daß er damit einen gefrorenen Acker hätte umpflügen können. Und das ausgerechnet jetzt! Wo er superdringend pissen mußte. Wichsen kam in seinem Zustand ja nun überhaupt nicht in Frage, dazu war Volker viel zu verkatert. Das muß aber auch wieder eine Nacht gewesen sein, dachte er sich und fuhr sich durch seine schmerzenden und zerzausten Haare. Und dann dieser fürchterliche Gestank in der Bude. Monatelang nicht gelüftet, ebenso lange das Bettzeug nicht gewechselt, im ganzen Zimmer Socken und Unterhosen, die schon lange keine Waschmaschine mehr von innen gesehen hatten. Dazu ein Geruchsgemisch aus kaltem Rauch, umgekippten Bier und ranzigem Sperma. Da war es auch kein großes Wunder, daß Volker seit geraumer Zeit keine Freundin mehr hatte.
Mit seiner letzten hatte er übrigens recht unspektakulär Schluß gemacht. Aus der Beziehung war halt einfach die Luft raus.
Du, sollen wir vielleicht Schluß machen? Fragte er sie.
Mpf, war die einzige Antwort, die er bekam.
Ok, Tschö....
Und das war’s dann gewesen. Gut, heute hätte er es ihr mit dieser Latte besorgt, daß ihr hören und sehen vergangen wäre. Wenn sie dagewesen wäre.... Das Ding stand waagerecht von ihm ab. Interessiert sah er an seinen Lenden herunter. Was für ein Prachtschwanz, dachte er sich. 23 cm lang und 6 cm dick. Wie ein Kinderarm! Irgendwann wollte er sich mal das Wort "Sprengstoff" in sein Gerät eintätowieren lassen. Oder, haha, noch besser, "Lang und Dick: Frauenglück!" Wenn er irgendwann mal Geld dafür hätte.
Volker schleppte sich aufs Klo. Zu allem Überfluß mußte er nun auch noch ganz tierisch kacken. Der morgendliche Bierschiß, der so in einem Schwall aus dem Anus herausglitscht und ganz fürchterlich stinkt! Nur, wie sollte er sich mit diesem Riesenständer aufs Klo setzen? Er versuchte, den Prügel unter die Klobrille zu schieben, was auch gelang. Da kam auch schon die erste Ladung von hinten. Aber deftigst! Und jetzt pissen! Doch, hoppla, Moment! Da steckte ja noch der Präser auf seiner Nudel! Er versuchte noch, das Kondom abzuziehen, als es auch schon aus ihm herauslief. In die Lümmeltüte. Und es hörte gar nicht mehr auf! Das Kondom füllte sich und wuchs und wuchs. Er stand auf, die Unterhose immer noch in den Kniekehlen. Volker wunderte sich noch, wieviel Fassungsvermögen so ein Kondom doch hat, als es auch schon passierte: Mit einem lauten Schmatzen zerriß das Gummi und Volker war praktisch von oben bis unten mit seinem übelriechenden Morgenurin besudelt. Und, als würde nicht das schon ausreichen, kam hinten auch schon wieder eine Restladung herausgeschossen und landete direkt an seinen Beinen und in der heruntergelassenen, zugegebenermaßen nicht besonders sauberen Unterhose. Und dazu dieser bestialische Gestank!
Da schellte es an der Türe.
Wer’s 'n da?
Ich bin's, Rhea!
Auch das noch! Die Frau, die er seit Wochen ergebnislos anbaggerte, auf die er ziemlich abfuhr, die er unbedingt mal tackern wollte (bei ihr natürlich, sie wenigstens einmal auffalten und nach Strich und Faden durchbügeln!) und die er auch letzte Nacht nicht abschleppen konnte, mußte ausgerechnet jetzt hier bei ihm vor der Tür stehen.
Moment, komme gleich!
Hastig sprang er – praktischerweise gleich mit seinen eingesauten Sachen – unter die Dusche und wusch sich die Scheiße von den Beinen. Dann rein in den auch nicht gerade sehr appetitlichen Bademantel und öffnete die Tür. Wenigstens hatte er jetzt keinen Ständer mehr, das hätte ja gerade noch gefehlt! Das haßte er wie die Pest, daß Leute unangemeldet bei ihm reinschneiten! Sie hätte ja wenigstens mal vorher anrufen können.
Hallo, Volker, heute ist so schönes Wetter, und ich dachte mir, ich schau mal bei dir rein, so ganz spontan. Du hattest mich doch mal eingeladen zu einem Balkonfrühstück!
Hi, äh, ja, komm doch rein. Es ist leider gerade etwas unaufgeräumt bei mir...
Das war – gelinde gesagt – eine starke Untertreibung. Tatsächlich sah es in seiner Wohnung aus wie in einer Junkhöhle. So roch es auch. Und das war ihm nun doch sehr peinlich. Vor allem, weil er Rhea kurz zuvor erzählt hatte, in was für einer geilen Wohnung er doch wohnen würde. Die Wohnung war an und für sich auch nicht schlecht, ein Zimmer, Bad, Küche, Balkon, Kabel, Südseite mit Blick auf den Park. So gesehen... Und er hatte sie – natürlich ganz unverbindlich – zu einem Sonntagmorgen-Balkon-Frühstück eingeladen, bei Sonne, zu zweit, ganz gemütlich. Danach hätte er dann einfach wieder versucht, sie flachzulegen. In seiner Phantasie. Daraus würde nun wohl erst mal nichts werden. Denn dazu hätte man in einer konzertierten Aktion den Balkon entrümpeln müssen, das heißt, die ganzen leeren Bierflaschen entsorgen, die sich dort schon seit Monaten türmten. Volker hatte aber auch nie damit gerechnet, daß Rhea tatsächlich mal eines Tages völlig spontan bei ihm aufkreuzen würde.
Rhea versuchte, ihr Entsetzen so gut es eben ging zu verbergen. Der oberaffengeile Stereofarbfernseher entpuppte sich als eine popelige Schwarzweißglotze, die mit einem fingerdicken Film aus Nikotin überzogen war. Die Stereoanlage: Das Cassettenfach stand offen, unten hing ein ziemlich fetter Bandsalat heraus. Auf dem mit Flecken übersäten Teppichboden, der seit dem Einzug von vor zwei Jahren noch nie die Bekanntschaft mit einem Staubsauger gemacht hatte, allerlei Unrat. Die wenigen Sitzmöglichkeiten verschwanden unter Volkers seit Äonen nicht mehr gewaschener Schmutzwäsche. Und hier sollte sie frühstücken? Sie kämpfte mit einem nicht unerheblichen Würgereiz.
Sie sah sich um. Sie hatte schon allerhand gesehen in ihrem jungen Leben, aber das übertraf alles bisher dagewesene. Das würde nie und nimmer zu Toppen sein! Was für ein Penner! Und er hatte ihr wochenlang von seinem tollen Job erzählt, daß er bombig verdiene und er eigentlich außerhalb der Stadt wohne, aber meistens in seinem Stadtappartment nächtige, weil das praktischer sei. Und jetzt das!
Volker bemerkte natürlich ihr Entsetzen und er hätte sich in den Arsch beißen können, daß er so dick aufgetragen hatte. Irgendwann mußte das alles ja mal herauskommen, nur, mußte das ausgerechnet heute sein, wo er sich ohnehin schon so miserabel fühlte?
Wie wär's mit 'nem Kaffee? Fragte Volker in die peinliche Stille hinein.
Nee, du, echt nicht! Wer weiß, was ich mir bei Dir sonst noch hole!
Ihr angeekelter Blick glitt zum Bett. Au, verdammt, dachte sich Volker, denn direkt neben seinem Kopfkissen lagen noch seine Wichsvorlagen. Schäbige Billigpornos mit reichlich unattraktiven Modellen, die wiederum überwiegend abstoßende Genitalien ihr Eigen nannten... Und sich daran auch noch gegenseitig mit der Zunge... Rhea würgte. Mit spitzen Fingern hob sie eines dieser Hefte hoch.
Und auf sowas holst du dir also einen runter? Igitt! Pfui deibel! Weißt du, eigentlich dachte ich mir, ich könnte es ja vielleicht doch mal mit dir probieren, wo du mich doch schon seit Wochen so angebaggert hast. Aber, nee, du, vergiß es! Das ist ja ekelerregend!
Ihr kam's auf einmal hoch. Mit gewölbten Wangen rannte sie in Richtung Badezimmer. Als sie vor dem zugeschissenen Klo stand, verging ihr nun wirklich alles. Volker hatte in seiner Hast glatt vergessen, die Spülung zu betätigen. Sie kotzte sich fast die Seele aus dem Leib. Das war echt zuviel!
Damit wandte sich Rhea zum Gehen. In der Wohnungstür drehte sie sich noch mal um und sagte:
Ach übrigens, sei doch so nett und sprich mich nie wieder an! Es wäre mir nämlich sehr unangenehm, wenn die Leute mitkriegen, daß ich so eine Pottsau wie dich überhaupt kenne, OK? Und noch was, du solltest mal dringend lüften, bei dir stinkt's als hätte eine Horde Elefanten hier reingeschissen. Und dann ruf am besten gleich noch die Müllabfuhr an!
Sprachs, zog die Tür hinter sich zu, ging und ward fortan nicht mehr gesehen.
Und Volker? Na, für den war der Tag gelaufen. Aber so richtig! So langsam begriff er, daß damit auch sein gesellschaftliches Leben gelaufen war. Denn, natürlich würde Rhea überall erzählen, was sie bei ihm sehen mußte. Daß der angeblich so erfolgreiche Volker in Echt nur ein armseliger Penner sei, der in einer absolut durch und durch zugesifften Wohnung vegetierte, denn: Leben oder gar Wohnen konnte man das ja nun beim besten Willen nicht mehr nennen. Im Nachhinein bedauerte Rhea, daß sie keinen Fotoapparat dabei hatte, denn diesen Saustall hätte man eigentlich fotografieren müssen, weil einem das sonst eh keiner glaubt.
BEKLOPPTE GEBEN SICH DEN REST
Silvester
Nicht mehr lange, und er schlägt gnadenlos zu: der debile Salzletten Frohsinn zur Jahreswende. Schon am frühen Morgen marodiert die verwahrloste Jugend mit Böllern durch die Verkaufszonen und verwandelt sie in ein heimeliges Sarajevo. Hier sprengt ein Kanonenschlag den Briefkasten, dort jagt ein Zieselmann dem stoischen Wachtturmverkäufer die himmlische Botschaft aus den verfrorenen Fingern. Unterdessen versuchen die Bekloppten und Bescheuerten noch teilverseuchtes Gekröse fürs abendliche Fondue zu ergattern. Hinterm umklappbaren Rücksitz des fernöstlichen Knuffi-Autos liegen schon acht Kisten »Schloss Frankenstein«, mit denen sich die Alkoholiker-Schicksalsgemeinschaft — genannt Ehe — des Abends vorm TV den Brägen durchpustet. Wenn die Beute aus der Fußgängerzone heimgetragen, gilt es für die längste Nacht des Jahres zu rüsten: der Fischli will anständig präsentiert sein, der Darmzottenspieß fürs Fondue gestaltet und natürlich die Königin des Neujahrskaters bereitet werden: die Silvesterbowle. Man nehme ein leidlich von Algen befreites Aquarium, zehn Liter Kellergeister, ca. fünf Kilo in Springer Urvater gereifte Dosenananas und würze mit einer Flasche Apfelkorn etwas nach. Nur anderthalb Gläser dieser Mörderbrühe verwandeln jeden harmlosen Partygast in ein verröchelndes Ausscheidungsorgan. Damit sich im mitternächtlich Erbrochenen auch noch einige feste Bestandteile finden, reicht der aufmerksame Gastgeber noch eine Platte zuckriger Fettkringel herum. Wer es jetzt immer noch nicht schafft, das neue Jahr als physisches Wrack zu beginnen, ist selber schuld. Gerne wird auf der Silvesterparty neben unkontrolliertem Alkoholkonsum auch noch einem anderen Vergnügen gefrönt: Aus dem Orkus des Plattenschranks werden die verkratz ten Scheiben mit Hits à gogo von James Last hervorgekramt und zu längst vergessenem La Bostella und Letkiss die verfettete Nachbarin respektive deren schwammiger Gemahl angegrabbelt. Um zwölf liegt sich dann die ganze besoffene Blase draußen in den Armen — der Schlaue nutzt die Gelegenheit und kotzt in die Koniferen. Spätestens fünf nach zwölf wird sich jeder Gast des erbärmlichen Elends der Party bewusst und versucht die noch funktionierenden Reste seines vergifteten Körpers in das heimische Endlager zu transportieren. Doch allein, es will kein Taxi kommen, und selbst die dicke Gattin kann nicht mehr fahren, was den Ehemann zu dem Neujahrsgedanken hinreißt, weshalb er den verlebten Brocken überhaupt noch durchfüttert, wenn nicht einmal die Restfunktion des nächtlichen Fahrdienstes noch gewährleistet ist.
Eine Silvesterparty zerstört sich selbst durch mindestens drei fundamentale Irrtümer. Erstens: Der kalendarische Zufall sei ein Anlass zum Feiern. Zweitens: Die Sollbruchstelle um zwölf heize die Stimmung an. Und drittens: Je mehr Leute zur gleichen Zeit betrunken sind, desto schweinelustiger sei die ganze Chose. Das Gegenteil ist der Fall: Wird eine dumpfe Sauferei doch erst dadurch zum Fest, dass andere von ihr ausgeschlossen sind. Wenn im Dezember 1999 die Mega-Silvesterparty droht und die ganze Weltbevölkerung in einen kollektiven Vollrausch verfällt, so wird derjenige das Jahrtausendgeschäft machen, der einwöchige Komaspritzen rezeptfrei am Kiosk verkauft. Ich bestell‘ jedenfalls schon mal eine.
Lolcat-Übersetzer
Für alle, die schon immer seinen oder ihren abfotografierten...
by seattledirk (19:29)
Das Wetter...
Meinung kundtun
wer hier was sagen will, soll das auch tun
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hier steht nur freie meinung, ohne anspruch auf realität!
Wer mir was schreiben mag:
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