Mithin treibt ja der US-amerikanische Wahlkampf schon recht skurrile Blüten. Und ich, der sich als unbescholtener Bürger nichts böses ahnend auf dem Heimweg befindet, werde von einem nicht gänzlich unsympathisch wirkenden, durch die zahnspangenverursachte Geradegebogenheit seines Gebisses unschwer als Amerikaner identifizierbaren jungen Mann in seiner Muttersprache angesprochen.
Ich sähe aus wie jemand, der Habermas gut findet. (Hätte er jetzt gesagt, ich würde lachen wie jemand, der keine Steuern zahlt, hätte ich sogar applaudiert). Es regnete zwar ordentlich, aber weil ich nichts besseres zu tun hatte und mich ja ab und zu ganz gerne zutexten lasse, ließ ich mich auf eine höchst komplizierte politische Diskussion auf Englisch ein. Es fielen Begriffe wie 'Frankfurter Schule', Namen wie Adorno, Dinge also, die ich an den drei Mittwochen, an denen ich vor gut 10 Jahren mal an der Kasseler Uni herumlungerte, aufgeschnappt hatte, mir also vom Hörensagen bekannt waren.
Einigem, was der junge Mann ins Felde führte, mochte ich durchaus zustimmen. Dass Bush ein böser Bube sei, dem am Wahltag sein Handwerk gelegt werden muss. Dass Krieg nicht sehr hübsch und überhaupt die gesamte amerikanische Regierungsjunta eine Clique blutsaufender Gangster sie, die alle samt und sonders usw.
Er wäre kein echter Amerikaner, hätte er nicht auch noch ein äußerst krudes Heftchen zum Herzeigen und an den Mann zu bringen gehabt.
Er blätterte hin und her, um mir zu beweisen, dass alle Denker aus Deutschland alles Faschisten seien. Immer wieder dotzte er seinen Zeigefinger auf einen Mann, der für mich den Eindruck eines typischen US-Hasspredigers macht: Lyndon LaRouche.
Nur er, so das Credo des beherzten Mannes, der sich übrigens Simon (Saiiimen) nennt, könne die Welt von allem Schmutz und Bösen befreien und retten und dann wird alles toll. Bis dahin müsse man John Kerry unterstützen. Besser sei es aber, seine amerikanischen Freunde - so man welche habe - inständig zu bitten, lieber für LaRouche zu stimmen.
Denn, und da seien auch wir Deutschen betroffen, auch - man höre und staune! - auch die Popmusik ist - jawoll, ja! - faschistisch. Sicherlich hat Simon da nicht ganz unrecht, wenn man mal von Britney Spears, Xtina Aguillera oder irgendwelchen durchgebügelten Boygroups ausgeht. Jedoch führte er an, dass auch Bands wie 'The Beatles' oder - dabei auf meinen Badge deutend - 'The Who' faschistisch seien und seinerzeit vom CIA direkt finanziert worden sein wollen, kugelte ich mich bereits vor lachen auf dem regennassen Boden.
Nachdem ich mir die Lachtränen aus den Augen gewischt hatte, entgegnete ich, dass das ja doch ganz toll sei und wollte wissen, ob der CIA denn auch gänzlich talentfreie Punkbands, die nur drei Griffe können, finanzieren würde und wo man gegebenenfalls den Antrag auf baldigen Starruhm und Reichtum hinzuschicken habe und wie lange denn wohl die Bearbeitung dauern würde. Ob man denn Vorschüsse bekommen könnte, vielleicht gleich vor Ort? Wir würden auch was gegen Kuba oder so singen...
Aber statt einer befriedigenden Antwort bekam ich - gegen eine Spende von 50 ct. - dieses komische Heftchen nebst einer deutschsprachigen Zeitung mit dem Titel 'Neue Solidarität'.
Der erste Leseeindruck: hochkompliziert und stinklangweilig! Heftchen und Zeitung wirken wie in der verblichenen DDR gedruckt, sehr textlastig, kleine Buchstaben, dazwischen s/w-Bilder irgendwelcher Politiker, die keiner mag, finster dreinblickender Prediger, die keiner kennen möchte.
Was Simon allerdings nun überhaupt von mir wollte, ist mir bis jetzt immer noch völlig schleierhaft. Einen trinken gehen jedenfalls nicht. Amipack...!
Nachtrag: Manche Dinge lassen sich hervorragend miteinander verbinden. Z. B. verdautes Essen ausscheiden und abseitige politische Zeitungen lesen. War ja klar, dass die Publikation 'Neue Solidarität' nur von einer Gruppierung stammen kann: der 'Bürgerrechtsbewegung Solidarität', deren Name allein schon fürchterlich unsympathisch und nach weißer Feinrippunterhosen mit Eingriff klingt. Auch inhaltlich ist dieses Druckerzeugnis in der Sparte 'Gähn-Schnarch' anzusiedeln. Überhaupt keine eigenen Ideen, stattdessen wird auf jeden sich nur bietenden fahrenden politischen Zug aufgesprungen. Dazu ein gerüttelt Maß an anti-globalisierender Deutschtümelei. Dagegen müssen das 'Neue Deutschland' wie ein spannender Krimi und jede Sitzung des Politbüros der Sozialistischen Einheizpartei Deutschlands wie ein Rockkonzert ausgenommen haben...
Lolcat-Übersetzer
Für alle, die schon immer seinen oder ihren abfotografierten...
by seattledirk (19:29)
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